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Der menschliche Körper ist eine Maschine, ein System aus biochemischen Substanzen, Flüssigkeitsleitern und elektrischen Impulsen. Ein Staat ist ebenso eine Maschine, ein System aus interagierenden Gruppen, Gesetzen, Kulturen, Belohnungen, Bestrafungen und Verhaltensmustern. Letztlich ist auch das Universum eine Maschine, in der sich Planeten um Sonnen drehen, Sterne in Haufen und in ganzen Galaxien organisiert sind ... Unsere Aufgabe besteht darin, für das Funktionieren der Maschine zu sorgen.

Innere Suk-Schule, Primäre Doktrin

 

 

Sowohl Kronprinz Shaddam als auch Kammerherr Aken Hesban runzelten die Stirn, als sie die Annäherung eines kleinen, dürren Mannes beobachteten, der trotz allem das Auftreten eines mutellianischen Giganten hatte. Nach der langjährigen Ausbildung und Konditionierung neigten alle Suk-Ärzte dazu, sich selbst viel zu wichtig zu nehmen.

»Dieser Elas Yungar macht eher den Eindruck eines Zirkusartisten als eines angesehenen Mediziners«, sagte Shaddam, während er die schwarzen Augen, die hohen Augenbrauen und den stahlgrauen Pferdeschwanz musterte. »Ich hoffe, er weiß, was er tut. Ich will nur die beste Pflege für meinen armen kränkelnden Vater.«

Hesban zupfte an seinem langen Schnurrbart, verzichtete aber auf eine Erwiderung. Er trug ein bodenlanges blaues Gewand mit goldenen Kordeln. Shaddam hatte diesen Wichtigtuer noch nie gemocht, der sich viel zu nah an seinem Vater aufhielt, und er schwor sich, einen neuen Kammerherrn zu ernennen, sobald er den Thron bestiegen hatte. Und sofern dieser Suk-Arzt keine Erklärung für Elroods zunehmend verschlechterten Gesundheitszustand fand, würde Shaddam schon bald die Nachfolge seines Vaters antreten können.

Hasimir Fenring hatte unterstrichen, dass nicht einmal sämtliche Mittel der hochgelobten Inneren Suk-Schule in der Lage waren, das aufzuhalten, was er in Gang gesetzt hatte. Die katalytische Substanz, die sich ins Gehirn des alten Mannes eingenistet hatte, konnte von keinem Giftschnüffler registriert werden, da sie selbst gar nicht giftig war, sondern sich nur in Gegenwart von Gewürzbier in etwas Gefährliches verwandelte. Und während es ihm immer schlechter ging, konsumierte der alte Elrood immer größere Mengen von Bier!

Der kleine Arzt, der kaum größer als einen Meter war, hatte glatte Haut, aber uralte Augen, die vom immensen medizinischen Wissen zeugten, das ihm eingeflößt worden war. Eine karoförmige schwarze Tätowierung zierte Yungars zerfurchte Stirn. Sein Pferdeschwanz aus stahlgrauem Haar, das von einem silbernen Suk-Ring zusammengehalten wurde, war länger als das einer Frau und reichte fast bis auf den Boden.

Ohne Zeit mit weiteren Höflichkeiten zu vergeuden, brachte Elas Yungar ein allzu vertrautes Thema zur Sprache. »Haben Sie unser Honorar?« Er sah zuerst den Kammerherrn an, dann den Kronprinzen. »Die geschäftlichen Vereinbarungen müssen geklärt sein, bevor wir mit der Behandlung beginnen können. Angesichts des fortgeschrittenen Alters könnte sich unsere Arbeit als sehr langwierig erweisen ... und als letztlich fruchtlos. Der Imperator muss seine Rechnungen bezahlen, genauso wie jeder andere. Jeder Mensch möchte gesund sein, aber wir können nicht jeden behandeln. Wir stehen nur denen zur Verfügung, die bereit und in der Lage sind, dafür zu zahlen.«

Shaddam legte eine Hand auf den Unterarm des Kammerherrn. »Wir werden keine Kosten scheuen, wenn es um die Gesundheit meines Vaters geht, Aken. Das Honorar ist bereits angewiesen.«

Sie standen im Torbogen des Eingangs zum Audienzsaal des Kaisers, unter prächtigen Deckenfresken, die epische Ereignisse aus der Geschichte der Familie Corrino darstellten: das Blutvergießen des Djihad, das verzweifelte letzte Aufgebot auf der Brücke von Hrethgir, die Vernichtung der Denkmaschinen. Für Shaddam war die alte imperiale Geschichte ein recht langweiliges Thema gewesen, weil sie kaum eine Bedeutung für aktuelle Dinge hatte. Die vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende spielten keine Rolle mehr – er hoffte nur, dass es nicht so lang dauerte, bis es im Palast zu Veränderungen kam.

Der großartige Thron des Padischah-Imperators mitten im hallenden Saal war leer und wirkte dadurch äußerst einladend. Höflinge und einige schwarz gewandete Bene Gesserit huschten in Gängen und Nischen umher, darauf bedacht, unsichtbar zu bleiben. Zwei schwer bewaffnete Sardaukar-Wachen standen vor den Stufen des Podiums. Shaddam fragte sich, ob sie seinem Wort gehorchen würden, wenn sie wüssten, dass sein Vater krank in seinem Gemach darniederlag. Er beschloss, es nicht auszuprobieren. Dazu ist es noch zu früh.

»Wir alle haben schon zahlreiche Versprechungen gehört«, sagte der Arzt. »Trotzdem möchte ich zuerst meine Bezahlung sehen.« Ein störrischer Tonfall, ein impertinenter Blick nach oben, ohne Shaddam aus den Augen zu lassen, obwohl der Kronprinz gar nicht viel gesagt hatte. Yungar schien Gefallen an diesem merkwürdigen Machtspiel zu finden, aber bald würde er sich eines Besseren belehren lassen müssen.

»Eine Bezahlung, bevor Sie den Patienten auch nur angesehen haben?«, fragte der Kammerherr fassungslos. »Was sollen wir von solchen Prioritäten halten?«

Endlich ließ sich Dr. Yungar dazu herab, Hesban eines Blickes zu würdigen. »Sie hatten bereits mit uns zu tun, Kammerherr, und Sie wissen, was es kostet, einen vollständig ausgebildeten und konditionierten Suk-Arzt hervorzubringen.«

Als Erbe des Goldenen Löwenthrons war Shaddam mit der imperialen Konditionierung der Suk-Ärzte vertraut, die eine absolute Loyalität dem Patienten gegenüber garantierte. In all den Jahrhunderten seit der Gründung der Medizinerschule war es niemals gelungen, einen Suk-Absolventen zu korrumpieren.

Einige Mitglieder des Hofs hatten Schwierigkeiten, die legendäre Loyalität der Suks mit ihrer unablässigen Gier in Einklang zu bringen. Die Ärzte wichen niemals vom eindeutigen Standpunkt ab, niemanden zu behandeln – nicht einmal den Imperator –, solange ihnen eine Vergütung lediglich versprochen worden war. Die Suk-Ärzte arbeiteten nicht auf Kredit. Die Bezahlung musste unverzüglich und in handfester Form erfolgen.

Yungar sprach im nervtötenden Klageton weiter. »Auch wenn wir vielleicht nicht so prominent wie die Mentaten oder die Bene Gesserit sind, ist die Suk-Schule dennoch eine der bedeutendsten des Imperiums. Allein meine Ausrüstung kostet mehr als manche Planeten.« Yungar zeigte auf die Suspensorkapsel an seiner Seite. »Natürlich fließt Ihre Bezahlung nicht in meine eigene Tasche. Ich bin lediglich ein Treuhänder, der sie in Empfang nimmt. Wenn ich zurückkehre, kommt das Honorar der Suk-Schule zugute, zum Wohl der ganzen Menschheit.«

Hesban starrte den Mann mit unverhohlener Verachtung an, während sich sein Gesicht rötete und die Schnurrbartspitzen zuckten. »Beziehungsweise zum Wohl jenes Teils der Menschheit, der sich Ihre Dienste leisten kann.«

»Völlig korrekt, Kammerherr.«

Shaddam erschauerte über den unerschütterlichen Dünkel des Arztes. Er überlegte, ob er, wenn er irgendwann auf dem Thron saß, Veränderungen in die Wege leiten konnte, um die Suks in ihre Schranken zu weisen ... Doch dann konzentrierte er sich wieder auf die aktuellen Probleme. Alles zu seiner Zeit.

Er seufzte. Sein Vater hatte sich zu viele Fäden der Macht aus den Händen nehmen lassen. Fenring hatte Recht. So sehr es Shaddam widerstrebte, sich die Finger mit Blut zu besudeln, so nötig war es, endlich den vergreisten Imperator abzulösen.

»Wenn die Kosten der Behandlung Ihre Hauptsorge sind«, sagte der Suk-Arzt mit leisem Spott, »können Sie natürlich jederzeit einen preiswerteren Arzt für den Herrscher über das Bekannte Universum verpflichten.«

»Es reicht. Folgen Sie mir, Doktor«, sagte Shaddam und übernahm das Kommando. Dr. Yungar nickte und wandte dem Kammerherrn den Rücken zu, als wäre er ohne jede Bedeutung.

»Jetzt weiß ich, warum sich Ihr Volk das Zeichen eines Diamanten auf die Stirn tätowieren lässt«, brummte Hesban, während er ihnen folgte. »Damit Sie stets an die Vermehrung Ihrer Reichtümer denken.«

Der Kronprinz ging voraus bis zu einem gesicherten Vorzimmer, wo er durch einen schimmernden elektrischen Vorhang in die innere Kammer trat. Auf einem goldenen Tisch im Zentrum des Raums lagen Anhänger aus Opafeuer, Döschen mit Melange und Falttaschen, aus denen glitzernde Soosteine quollen.

»Das dürfte genügen«, sagte der Suk. »Sofern die Behandlung keine umfangreicheren Maßnahmen als erwartet nötig macht.« Während die schwebende Kapsel mit seiner Ausrüstung ihm wie ein gehorsamer Haushund folgte, schlurfte der Arzt den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Ich kenne den Weg zu den Gemächern des Imperators.« Ohne weitere Erklärungen schritt Yungar durch einen Korridor zur großen Treppe, die zu dem bewachten Schlafgemach führte, in dem der Imperator ruhte.

Die Sardaukar-Wachen blieben vor dem Kraftfeld stehen, das die Schatzkammer schützte, während Shaddam und Hesban dem Arzt folgten. Fenring wartete bereits an der Seite des sterbenden alten Mannes, um sein entnervendes Gesumme von sich zu geben und dafür zu sorgen, dass die Behandlung des Kranken keine Erfolge zeigte.

 

* * *

 

Der Kaiser lag auf einem riesigen Himmelbett unter einem Baldachin aus feinster Merh-Seide, die nach uralter terranischer Art bestickt war. Die Pfosten des Bettes bestanden aus geschnitztem Ucca, einem wertvollen Hartholz vom Planeten Elacca. Kleine Springbrunnen in Wandnischen verbreiteten sprudelnd angenehme Luftfeuchtigkeit. Duftende Leuchtgloben auf geringster Helligkeitsstufe schwebten in den Ecken des Raums.

Beobachtet von Shaddam und Fenring verscheuchte der Suk-Arzt einen Diener und stieg die zwei flachen Stufen zum Bett empor. Drei reizende kaiserliche Konkubinen hatten sich hinter dem Kranken drapiert, als könnte ihre bloße Anwesenheit ihn beleben. Trotz der Lüftung und Parfümierung hing der Geruch des alten Mannes in der Luft.

Imperator Elrood trug ein edles Satinhemd auf seinem ausgezehrten Körper und eine altertümliche Schlafmütze, die seinen mit Leberflecken übersäten Schädel bedeckte. Er lag auf der Bettdecke, nachdem er sich beklagt hatte, dass ihm zu warm sei. Sein Gesicht sah verschrumpelt aus, und er konnte kaum noch die Augen offen halten.

Shaddam stellte voller Zufriedenheit fest, wie rapide es seit dem Besuch des Botschafters der Tleilaxu mit der Gesundheit seines Vaters bergab gegangen war. Trotzdem hatte Elrood seine guten und schlechten Tage, und er entwickelte die ärgerliche Angewohnheit, nach einer bedeutenden Verschlimmerung wie dieser schnell wieder zu Kräften zu kommen.

Ein großer Krug mit kühlem Gewürzbier stand auf einem Tablett in Griffweite seiner beringten Krallenhand, gleich neben einem zweiten leeren Krug. Und oben an einem Pfosten des Himmelbetts bemerkte Shaddam die wedelnden Insektenfühler eines Giftschnüfflers.

Du bist bestimmt durstig, Vater, dachte Shaddam. Trink noch etwas von dem Bier.

Der Arzt öffnete die Suspensorkapsel und brachte glitzernde Instrumente, blitzende Scanner und farbige Fläschchen mit Flüssigkeiten zum Vorschein. Yungar griff hinein und holte ein kleines weißes Gerät hervor, das er auf Elrood richtete.

Nachdem er ihm die Satin-Schlafmütze vom verschwitzten Schädel gezogen hatte, tastete Dr. Yungar den Kopf des alten Imperators ab, hob ihn an und untersuchte ihn von allen Seiten. Elrood, der winzig, schwach und alt aussah, murrte über die Belästigung.

Shaddam fragte sich, wie er selbst nach 150 Jahren aussehen mochte – nach einer langen und ruhmreichen Regierungszeit. Er musste sich zwingen, nicht zu grinsen, und hielt während der Untersuchung den Atem an. Fenring stand unauffällig an seiner Seite und blieb völlig ruhig. Nur der Kammerherr hatte sorgenvoll die Stirn gerunzelt.

Der Arzt legte den Scanner beiseite, um die in einem Würfel gespeicherte Krankengeschichte des prominenten Patienten zu studieren. Schließlich verkündete er dem schwachen alten Mann: »Selbst Melange kann Euch nicht auf ewig jung erhalten, Hoheit. In Eurem Alter ist es ein völlig natürlicher Vorgang, wenn die Gesundheit schwindet. Manchmal langsamer, manchmal schneller.«

Shaddam stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus.

Elrood richtete sich auf, was ihn große Anstrengung kostete, während seine Konkubinen ihn mit Kissen stützten. Sein leichenblasses Pergamentgesicht verzog sich zu einem sorgenvollen Ausdruck. »Aber noch vor wenigen Monaten ging es mir wesentlich besser.«

»Das Altern ist kein linear verlaufender Prozess. Es geht auf und ab, der Gesundheitszustand ist ständigen Schwankungen unterworfen.« Der Arzt besaß die Unverfrorenheit, in einen allwissenden Tonfall zu verfallen, als wäre der Kaiser nicht mehr in der Lage, solche komplexen Zusammenhänge zu verstehen. »Der menschliche Körper ist eine Suppe aus chemischen und bioelektrischen Bestandteilen, und manchmal werden Veränderungen durch scheinbar bedeutungslose Ereignisse ausgelöst. Standet Ihr in letzter Zeit unter besonderer Anspannung?«

»Ich bin der Imperator!«, gab Elrood zurück, als wäre der Suk mit unerträglicher Dummheit geschlagen. »Ich trage große Verantwortung. Natürlich stehe ich unter Anspannung!«

»Dann solltet Ihr Eure Verantwortung allmählich an den Kronprinzen und Eure Vertrauensleute wie zum Beispiel Fenring abtreten. Ihr werdet nicht ewig leben, Hoheit. Auch ein Imperator ist nicht dazu in der Lage. Plant für die Zukunft.« Mit süffisanter Miene legte der Arzt seine Instrumente zurück. Shaddam hätte ihn am liebsten umarmt. »Ich werde Euch etwas verschreiben, damit Ihr Euch besser fühlt.«

»Das einzige, was Sie mir verschreiben können, ist mehr Gewürz in meinem Bier.« Elrood nahm sabbernd einen tiefen Schluck aus dem Krug.

»Wie Ihr wünscht, Hoheit«, sagte der dürre Mediziner. Dann nahm er eine Tasche aus der Suspensorkapsel und legte sie auf einen kleinen Tisch. »Diese Geräte dienen zur Muskelentspannung, falls Ihr das Bedürfnis danach verspürt. Jeder Einheit liegt eine Gebrauchsanweisung bei. Eure Konkubinen sollen Euch damit behandeln, um Eure Schmerzen zu lindern.«

»Ja, ich habe verstanden«, sagte Elrood. »Jetzt gehen Sie. Ich habe zu tun.«

Dr. Yungar zog sich mit einer Verbeugung vom Bett zurück. »Mit Eurer Erlaubnis, Hoheit.«

Mit einer ungeduldigen Geste entließ ihn der Imperator. Die Konkubinen setzten sich in Bewegung, blickten sich mit großen Augen um und flüsterten miteinander. Zwei widmeten sich den Geräten, die der Arzt dagelassen hatte, und spielten mit den Bedienungselementen.

Shaddam flüsterte einem der Diener zu, den Arzt und Hesban nach draußen zu begleiten, wo der Kammerherr die Bezahlung veranlassen sollte. Hesban wäre offensichtlich gerne im Schlafgemach geblieben, um mit dem kranken alten Mann Depeschen, Verträge und andere Staatsangelegenheiten zu besprechen, doch Shaddam – der überzeugt war, dass er sich selbst um solche Dinge kümmern konnte – wollte den mürrischen Berater aus dem Weg haben.

Als der Suk gegangen war, sagte der alte Elrood zu seinem Sohn: »Vielleicht hat der Doktor Recht, Shaddam. Ich muss mit dir und Hasimir etwas besprechen. Ein Projekt, an dessen Fortführung mir sehr gelegen ist, ungeachtet meines Gesundheitszustandes. Habe ich dir von unserem Plan bezüglich Ix erzählt? Der die Übernahme durch die Tleilaxu zum Ziel hat?«

Shaddam verdrehte die Augen. Natürlich, du alter Narr! Fenring und ich haben längst alles vorbereitet. Es war unsere Idee, Gestaltwandler der Tleilaxu nach Ix zu schicken, wo sie unerkannt die Arbeiterklasse infiltrieren sollen.

»Ja, Vater. Deine Pläne sind uns bekannt.«

Elrood winkte sie näher heran, während sich die Gesichtszüge des alten Mannes verdüsterten. Aus dem Augenwinkel bemerkte Shaddam, dass Fenring die Konkubinen verscheuchte, um dann näher zu treten und den Worten des Imperators zu lauschen. »Heute früh habe ich eine chiffrierte Nachricht von unseren Agenten auf Ix erhalten. Ihr wisst von der alten Feindschaft zwischen mir und Graf Dominic Vernius?«

»Ja, sicher, Vater«, sagte Shaddam und räusperte sich. »Eine alte Kränkung, eine geraubte Frau ...«

Elroods wässrige Augen hellten sich auf. »Wie es scheint, hat der ungestüme Dominic mit dem Feuer gespielt und seine Männer an mobilen Kampfmaschinen trainieren lassen, die Daten über ihren Gegner sammeln und weiterverarbeiten, wahrscheinlich mithilfe eines Computergehirns. Außerdem hat er diese ›intelligenten Maschinen‹ auf dem Schwarzmarkt verkauft.«

»Ein Sakrileg, Hoheit«, murmelte Fenring. »Damit verstößt er eindeutig gegen die Regeln der Großen Konvention.«

»In der Tat«, pflichtete Elrood ihm bei. »Aber das ist keineswegs das einzige Vergehen. Das Haus Vernius hat obendrein hochentwickelte Cyborg-Elemente entwickelt. Mechanische Körperprothesen. Auch das können wir zu unserem Vorteil nutzen.«

Shaddam runzelte die Stirn. Als er sich vorbeugte, nahm er den säuerlichen Geruch des Gewürzbiers im Atem des alten Mannes wahr. »Cyborgs? Aber das sind Robokörper, die vom menschlichen Geist gesteuert werden, was nicht gegen die Philosophie des Djihad verstößt.«

Elrood lächelte. »Wir haben erfahren, dass es gewisse ... Kompromisse gab. Ob es stimmt oder nicht – es ist jedenfalls genau der Vorwand, den unsere Agenten benötigen, um ihre Aufgabe zu Ende zu bringen. Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Das Haus Vernius steht kurz vor dem Ende, und ein kleiner Anstoß wird genügen, es zum Einsturz zu bringen.«

»Hmmm, das ist höchst interessant«, sagte Fenring. »Dann können die Tleilaxu die leistungsfähigen ixianischen Einrichtungen übernehmen und damit ihre Forschungen betreiben.«

»Diese Angelegenheit ist sehr wichtig, und ihr werdet beobachten, wie ich sie bewältige«, sagte Elrood mit einem Schniefen. »Schaut zu und lernt. Das Projekt ist bereits in vollem Gange. Die ixianischen Suboiden sind wegen dieser Entwicklungen ... sehr besorgt, und wir ...« – der Imperator trank schlürfend den Krug mit Gewürzbier leer – »... ermutigen sie durch unsere Mitarbeiter, ihrem ... äh ... Unbehagen Ausdruck zu verleihen.«

Als Elrood den leeren Krug abgestellt hatte, verfiel er unvermittelt in Lethargie. Er schob die Kissen zurecht, legte sich auf den Rücken und schlief ein.

Shaddam tauschte einen wissenden Blick mit Fenring und dachte an die Verschwörung in der Verschwörung – an ihre geheime Beteiligung an den Ereignissen auf Ix und wie er und Fenring überhaupt den Kontakt zwischen Elrood und dem Tleilaxu-Meister hergestellt hatten. Jetzt schürten die Bene Tleilax mit ihren genetisch veränderten Gestaltwandlern den religiösen Eifer und die Unzufriedenheit in der Arbeiterklasse des Maschinenplaneten. Für die fanatischen Tleilaxu war bereits die Idee zur Konstruktion einer Denkmaschine Teufelswerk.

Als die zwei jungen Männer die Gemächer des Imperators verließen, hing Fenring lächelnd ganz ähnlichen Gedanken nach. »Schaut zu und lernt«, hatte der alte Narr gesagt.

Elrood, du arroganter Bastard, du selbst musst noch so vieles lernen – aber dir wird nicht mehr genügend Zeit dafür bleiben.

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
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